Fabrikgebäude kurz vor dem Abriss 2015

Alsfeld, Pfeifenfabrik Raab

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Objektinformation

Zugänglichkeit

Thema:
verarbIndustrie

Eigentümer - Träger:
unbekannt

Zustand:
existiert nicht mehr

Denkmalschutz:
ja

Beschreibung:

Die Pfeifenfabrik Ludwig Raab in Alsfeld wurde 1869 von dem aus Utphe stammenden Johann Ludwig Raab gegründet. In der Stadt existierte bereits seit 1837 eine Pfeifenfabrik, die von August Ernst Waldeck betrieben wurde. Raab hatte sein Geschäft zunächst in der Untergasse. 1888 erhielt er eine Baugenehmigung für die „Aufstellung eines gebrauchten Dampfkessels“. Sein Gelände reichte in dieser Zeit von der Untergasse bis zum Grabbrunnen. 1894 erwarb der 1886 ins Geschäft eingetretene Sohn Ludwig Raab bei einer Versteigerung das Gelände einer Mühle an der Altenburger Straße, wohin er 1895 einen Teil seines Geschäfts verlegte, „um die Wasserkraft für seine Zwecke zu verwenden“. Bemerkenswert ist, dass Raab im ehemaligen Wohnhaus der Mühle und im Oekonomiegebäude Wohnungen aus je 2-3 Zimmern und einer Küche für 12 Arbeiterfamilien einrichten ließ. „Jede Familie kann nebenbei etwas Gelände zum Anlegen eines Gärtchens erhalten. So bekommen die Arbeiter ein schönes Heim und der Arbeitgeber zufriedene und dankbare Arbeiter.“ (Oberhessische Zeitung vom 6.8.1895, zitiert bei Hansen / Jung u.a., S. 21).
Im Katalog der Oberhessischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung, die 1895 in Alsfeld stattfand, warb Raab mit einer Anzeige für seine „Pfeifenwaarenfabrik“ mit ihrer „Massenfabrikation in kurzen Maser-Pfeifen, allen Sorten langen und halblangen weitgebohrten Rohren, sowie kurzen Einsteckrohren und Spitzen, Horn-Thürdrücker-Hülsen, Oliven etc.“, wobei er in der Anzeige hinzufügt, das seine Firma „mit Dampf- und Wasser-Betrieb“ arbeite. Nach dem Gewerbetagebuch von 1896 hatte Raab 11-20 Gehilfen. Ein Belegschaftsfotos von 1904 zeigt 39 Personen, von denen vermutlich 33 als Arbeiterinnen (6) und Arbeiter im Betrieb tätig waren.
Seit 1932 wurde von der Firma auch Kunststoff verarbeitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte man die Produktion auf Hotel-, Labor- und Druckereimöbel um. In den 1960er und 1970er Jahren kam die Firma durch eine veränderte Marktsituation in größere wirtschaftliche Schwierigkeiten, die schließlich zum Ende der Produktion führten. 1991 wurde die Pfeifenfabrik Ludwig Raab aus dem Handelsregister gestrichen.

Villa, Pfeifenfabrik und Holzmühle waren nach der 2002 erschienenen Denkmaltopographie der Stadt Alsfeld als Kulturdenkmäler ausgewiesen. Im Februar / März 2015 wurde die ehemalige Pfeifenfabrik abgebrochen. Die untenstehenden Fotos vom 23.2.2015 zeigen die Fabrik nachdem der Abriss des nördlichen Teils bereits begonnen hatte. Sie sind wahrscheinlich die letzten Aufnahmen der traditionsreichen Alsfelder Fabrik.

Literatur:

Hansen, Norbert; Jungk, Richard; Runte, Bodo: Pfeifen aus Alsfeld : seltene Bilddokumente der früheren Firma Ludwig Raab. In: Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld 109 (1), 2010, S. 21–32.


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