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Industrie und Krieg

Während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) wurden zahlreiche Betriebe der Region in die Kriegsproduktion einbezogen. Den militärischen und politischen Bedürfnissen des Deutschen Reiches und dem sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Bedarf hatten sich die Betriebe unterzuordnen. Die Umstellung von der Friedens- auf die Kriegsproduktion erfolgte teilweise zwangsweise, vielfach aber auch freiwillig, da sie hohe Gewinne versprach. Da viele Männer in den Kriegsdienst eingezogen wurden, mussten ihre Arbeitsplätze durch Ältere und Jugendliche, vor allem aber durch Frauen besetzt werden, die unter äußerst harten Arbeitsbedingungen, im Schichtdienst und in Arbeitswochen von bis zu 70 Stunden eingesetzt waren. In steigendem Maße wurden auch ausländische Kriegsgefangene eingesetzt, obwohl deren Beschäftigung nach der Haager Landkriegsordnung in kriegswichtigen Betrieben verboten war. Die Kriegswirtschaft zur Zeit des Ersten Weltkriegs ist bisher für Mittelhessen noch nicht ausreichend untersucht, so dass hier ein weiterer Forschungsbedarf bleibt.

Auch im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde die heimische Industrie in die Rüstungs- und Kriegsproduktion einbezogen. Anders als vor 1914 hatte die Eingliederung zahlreicher Betriebe in die Kriegswirtschaft jedoch schon seit 1934/35 mit der auf einen geplanten Krieg ausgerichteten Vierjahresplänen begonnen. Besonders auffällig an den Entwicklungen vor Kriegsbeginn war dabei die Reaktivierung oder Neuaufnahme von Erzgruben, die erst wenige Jahre oder Jahrzehnte zuvor aus Rentabilitätsgründen geschlossen worden waren. In dem erhaltenen Bestand an Grubenbauten (z.B. an Stollen und Stollenmundlöchern) treten diese Neu- oder Wiedergründungen von Gruben nach 1933 deutlich hervor.

Zu den Betrieben, die auf diese Weise in die Produktion für den „Endsieg“ einbezogen wurden, kamen die industriellen Großanlagen, in denen unter Einsatz Tausender Zivilbeschäftigter, Zwangsarbeiter und KZ-Insassen unter unmenschlichen Bedingungen für den Bedarf der Wehrmacht produziert wurde. In Mittelhessen zählen dazu vor allem die Sprengstoffwerke der DAG und der WASAG in (Stadt-)Allendorf und die Luftmunitionsanstalt Oberwald bei Hartmannshain im Vogelsberg. Sowohl die erhaltenen Anlagen und Gebäude dieser Rüstungsfabriken wie ihre museale Aufarbeitung im Dokumentations- und Informationszentrum Stadtallendorf und im Muna-Museum Grebenhain sind Teil der mittelhessischen Industriegeschichte.

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