Der Lokschuppen Marburg (Foto: Christine Krienke, Hessisches Landesamt für Denkmalpflege)
Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2023 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2023 kommen aus Hattersheim (Main-Taunus-Kreis), Darmstadt, Fulda, Marburg, Limburg, Niederbrechen und Hünfelden-Kirberg (beide Kreis Limburg-Weilburg). Zudem ging der Ehrenamtspreis an Projekte in Bürgeln (Kreis Marburg-Biedenkopf), Bad Homburg und Dreieich (Landkreis Offenbach).
In der Kategorie „Industriedenkmalpflege“ wird Gunter Schneider ausgezeichnet und erhält 4.000 Euro Preisgeld für die Weiter- und Umnutzung des Lokschuppens in Marburg. Das Gebäude war seit seinem Betriebsende in den 1970er Jahren verfallen.
Objekt: Lokschuppen in Marburg
Preisträger: Gunter Schneider
Architekt: Dipl.-Ing. Bernward Paulick
Als Gunter Schneider sich des Gebäudes annahm, war er deshalb mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Zum Nachvollziehen des Tragverhaltens der Mauer und der maroden Dachkonstruktion musste ein 3D-Modell erarbeitet werden, eine wichtige Grundlage für die Sanierung. Damit man die historischen Mauern weiterhin sichtbar lassen konnte, erfolgte die Wärmedämmung über das Dach. Neue Bauteile grenzen sich von der historischen Substanz ab, nehmen aber durch die Verwendung von Stahl Bezug auf die Materialität der ursprünglichen Nutzer des Gebäudes. Durch die Sanierung, die von 2018 bis 2022 andauerte, ist aus dem Lokschuppen ein wichtiges Kommunikations- und Veranstaltungszentrum geworden, in dem neue Bauteile mit historischer Substanz harmonieren.
Die Jury wertete die Umwidmung des ehemaligen Knotenpunktes der Bahn in einen zentralen Begegnungsort für Menschen als wichtigen Beitrag zur Um- und Weiternutzung von großräumlichen Industriearealen. In der Wiederbelebung des ehemaligen Lokschuppens Marburg erkennt sie auch einen wichtigen städtebaulichen Akzent, die Bedeutung der Maßnahme reiche weit über Hessen hinaus. Die Jury lobte die behutsame Sicherung von Zeitschichten aus der Vergangenheit und ihre Integration in einen neuen, zukunftsweisenden Funktionszusammenhang. Ohne die Begeisterung, den Ideenreichtum und das unermüdliche Engagement des Eigentümers sei die Umsetzung der Planungen nicht möglich gewesen.
Die Auswahljury für den Hessischen Denkmalschutzpreis, ihr gehören Vertreterinnen und Vertreter der Denkmalbehörden, des Handwerks, der Preisträger des Vorjahres, des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der ehrenamtlichen Verbände sowie der Stifterin an.
„Es ist nicht immer leicht, Historisches zu bewahren und gleichzeitig mit unseren heutigen Ansprüchen in Einklang zu bringen. Die Menschen, die wir heute mit unserem Denkmalschutzpreis ehren, widmen sich dieser Herausforderung mit Leidenschaft, Kreativität und Kompetenz. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung!“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Die Preisträgerinnen und Preisträger tragen vor Ort wesentlich dazu bei, unsere Kulturdenkmäler als identitätsstiftende Wahrzeichen der Region, Lernorte und Ausflugsziele zu erhalten. Dabei setzen sie auch ein Statement für das ressourcenschonende Wieder- und Weiterverwenden historischer Baumaterialien. Der Erhalt von bestehender Bausubstanz ist ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt. Dafür danke ich herzlich und wünsche weiterhin viel Schaffenskraft.“
„Alle Denkmaleigentümerinnen und -eigentümer haben mit großer Sensibilität, viel Idealismus und bewundernswertem Engagement großartige Lösungen gefunden. Grundlegend war in allen Fällen die gelungene Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben vor Ort. Gemeinsam mit der Lotto Hessen GmbH und der Hessischen Staatskanzlei wollen wir auch in Zukunft Standards für den Umgang mit unserem historischen Erbe setzen“, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.
Hessens Chef der Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, würdigte den leidenschaftlichen Einsatz der Menschen für Kulturschätze: „Ohne das herausragende Engagement der Geehrten und deren Leidenschaft für die Sache wären die Objekte, um die diese Menschen sich so beeindruckend bemüht haben, heute sicher nicht in diesem Zustand. Ihr Erhalt für die Nachwelt ist der Verdienst des ganz persönlichen ehrenamtlichen Einsatzes jeder und jedes Einzelnen.”
Der Hessische Denkmalschutzpreis wurde 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen und der Lotto Hessen GmbH ins Leben gerufen. In diesem Jahr wurde er zum 38. Mal vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert; das Geld stiftet die LOTTO Hessen GmbH. Das Preisgeld für die Kategorie „Ehrenamtspreis“ in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.
Die weiteren mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis 2023 ausgezeichneten Denkmäler erfahren Sie in der Pressemeldung auf hessen.de
Freuen sich über die gemeinsame Ausstellung: Jens Walther, Geschäftsführer Thilo Finger, Manfred Gerhardt, Bürgermeisterin Claudia Schnabel, Renate Hildebrandt, Landrat Jens Womelsdorf, Heinz Rabenau, Anna Becker, Denise Plaum, Pavel Munteanu und Gunthram Schenk zu Schweinsberg (v. l.). (Fotos: Leonard Helm/Finger Baustoffe GmbH)