Konstruktionsplan aus dem Baubescheid des Großherzoglichen Bauamtes Büdingen vom 11.11.1907 für die Errichtung des Berstädter Wasserturms. Foto: Burkhard Käs

Wasserturm Berstadt (Wölfersheim, Wetterau)

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Objektinformation

Zugänglichkeit

Thema:
wasser

Funktion:
Wasserturm

Eigentümer - Träger:
Gemeinde Wölfersheim (Arbeitskreis Dorfentwicklung Berstadt)

Nutzungszeit:
1908 bis heute

Baujahr:
1907–1908

Zustand:
sehr gut

Denkmalschutz:
ja

Beschreibung:

Warum wurde der Wasserturm gebaut?

Immer wiederkehrende, extreme Trockenzeiten in der sonst so fruchtbaren und wasserreichen Wetterau sind für Berstadt aus den Jahren 1857/1858, 1859/1860 und erneut 1893 belegt. Mit der Trockenheit 1893 ging eine schlimme Missernte einher. Die Brunnen waren zum großen Teil trockengefallen, die Gräben führten kein Wasser mehr und Vieh musste notgeschlachtet werden. Ein nicht immer sauberes Wasser aus den dörflichen Brunnen verstärkte den Wunsch nach frischem Quellwasser in guter Trinkwasserqualität, das am besten auch immer verfügbar sein sollte.

 

Entschluss und Planungen zur Wasserversorgung

Auslöser für die Erschließung der Wasserreserven des Vogelsbergs war ein enormer Mangel an Trinkwasser im expandierenden Weltbad Bad Nauheim, der so groß war, dass teilweise die Kurgäste wieder abreisten. Schnelle Abhilfe versprach die Erschließung der Quellen von Lauter. Im Spätsommer 1905 wurde der Entschluss gefasst, im Jahr 1906 die Fernleitung verlegt und 1907 in Betrieb genommen.

1906 schließen sich die Gemeinden Wölfersheim, Berstadt, Södel und Melbach aus der Großgemeinde, die Städte Bad Nauheim und Friedberg, das Staatsbad Bad Nauheim und mehrere andere Gemeinden zum „Staatlichen Gruppenwasser-Verband Bad Nauheim“ zusammen, der sein Wasser nun aus der Gemeinde Lauter bei Grünberg bezog.

Um Berstadt permanent mit ausreichend Wasser zu versorgen, wurde 1908 ein Hochbehälter am Tanzhof, heute Licher Str. 16, Flur 1, Flurstück71, gebaut. Die Baukosten betrugen die damals astronomische Summe von 15.000 Mark.

 

Beschreibung des Wasserturms

Errichtet ist der Turm in Bruchsteinmauerwerk und besitzt ein polygonales Obergeschoss. Die verschieferte Haube hat die Form eines Zeltdachs.

Der Wasserturm steht in optischer Konkurrenz zum benachbarten Kirchturm der evangelischen Kirche. Bewusst wurde der Wasserturm ähnlich einem mittelalterlichen Wehrturm gestaltet und fügt sich so hervorragend in das Ortsbild ein.

 

Technische Daten

Höhe (ohne Turmspitze) 19,00 m
Traufhöhe 15,70 m
Durchmesser 6,30 m
Mauerstärke Erdgeschoß 1,00 m
Mauerstärke 1. und 2. Obergeschoss 0,80 m
Geschosshöhe Erdgeschoss 3,40 m
Geschosshöhe Obergeschoss 1 4,30 m
Geschosshöhe Obergeschoss 2 2,80 m
Durchmesser Wasserkessel 4,70 m
Füllmenge 54,00 Kubikmeter
Bruttovolumen 57,00 Kubikmeter
Baukosten 1907 15.000 Mark

Der Wasserturm steht im Eigentum der Gemeinde Wölfersheim. Der Wasserkessel ist nicht mehr gefüllt. Im Erdgeschoss ist jedoch noch immer die Verteil- bzw. Schieberstation der Wasserleitung in Betrieb.

 

Domizil des Arbeitskreises Dorfentwicklung

Heute ist der Wasserturm Sitz des Arbeitskreises Dorfentwicklung Berstadt, der hier ein Archiv und ein volkskundliches Museum unterhält. Im Jahr 2000 wurde das Innere des Wasserturms von dem Verein ausgebaut. Ausgestattet ist das Museum mit Gebrauchsgegenständen und Bekleidung des dörflichen Lebens aus vergangenen Zeiten. Unter anderem mit einer komplett eingerichteten, alten Schusterwerkstatt und einem historischen Kegelspiel aus dem ehemaligen Gasthaus „Zur Traube“.

Das Museum mit dem technischen Baudenkmal Wasserturm ist zu dörflichen Festen geöffnet und Mitglieder des Arbeitskreises Dorfentwicklung bieten Führungen an. Auch für Schulen, Vereine und sonstige Gesellschaften werden durch den Arbeitskreis Dorfentwicklung auf Anfrage Führungen angeboten.

Literatur:

Berstadt, Menschen und Geschichte, Band 2 (Neue Zeiten) von Eugen Rieß und Willy Roth, herausgegeben vom Arbeitskreis Dorfentwicklung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wölfersheim und der ev. Kirchengemeinde Berstadt 2005. Eine Zusammenfassung von Burkhard Käs, 1. Vorsitzender des Arbeitskreises Dorfentwicklung.


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