Sinn-Fleisbach, Turbinenhaus der Wilhelmswalze

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Objektinformation

Zugänglichkeit

Thema:
energie

Funktion:
Walz- und Schmiedewerk (Turbinenhalle)

Eigentümer - Träger:
Gemeinde Sinn

Nutzungszeit:
1837 bis 1924, Turbinenhaus ca. 1915 bis heute

Baujahr:
1837

Zustand:
gut

Denkmalschutz:
ja

Beschreibung:

1837 gründete der Dillenburger Kaufmann Louis Gourdè im Dilltal südlich von Sinn die Wilhelmswalze, die nach dem Landesherrn, Herzog Wilhelm I. von Nassau (1792-1839) benannt wurde. Entscheidend für die Anlage an diesem Ort war wahrscheinlich der dillaufwärts abzweigende Wassergraben, der wenig unterhalb der Wilhelmswalze wieder der Dill zugeführt wird. Am 27.4.1837 gab die Herzoglich Nassauische Regierung Gourdè die Genehmigung zur Errichtung eines Hammer-, Walz- und Schmiedewerks auf der herzoglichen Mittelwiese.

Die Wilhelmswalze war das erste Eisenblechwalzwerk im Herzogtum Nassau. 1843 lieferte die Firma Engelbert Achenbach und Söhne in Marienborn vier Walzen an das Werk. Von hier aus wurde später u.a. die Rehmühle bei Merkenbach mit Vorprodukten für die Drahtzieherei beliefert. Ihr Rohmaterial bezog die Wilhelmswalze anfangs von der Neuhoffnungshütte in Sinn.

In den 1870er Jahren waren in der Wilhelmswalze 69 Arbeiter beschäftigt, die im Jahr 26.521 Zentner Puddeleisen und 19.845 Zentner Schwarzblech herstellten. Um 1895 wurde die Blechherstellung im Walzwerk aufgegeben und durch eine Verlagerung auf die Herstellung von Blechprodukten ersetzt.

Teilhaber der Firma mit dem Namen Gourdè & Bertina wurde der Ingenieur Carl Franz Bertina, der 1877 mit seiner Frau als Hüttenbesitzer der Wilhelmwalze genannt wird. Um 1885 übernahm Bertinas Sohn Emil den Betrieb. Er verkaufte ihn 1895 an seinen Schwiegervater Albert Doering. Über Doerings Schwiegersohn Rudolf Treupel (1905) kam die Wilhelmswalze 1910 an Hermann Weiß aus Hilchenbach, der jedoch 1911 in Konkurs geriet.

Nach dem Konkurs kaufte die Firma W. Ernst Haas & Sohn (Neuhoffnungshütte) in Sinn die Wilhelmswalze, um die Wasserkraft für die Stromerzeugung zu nutzen. Unmittelbar nach dem Erwerb wurde das heutige repräsentative Turbinenhaus errichtet. Eine 1915 von Haas & Sohn aufgenommene Drahtseilfabrikation in der Wilhelmswalze wurde wegen fehlenden Erfolgs 1924 wieder aufgegeben. Bei einem großen Dillhochwasser am 7./8. Februar 1984 wurden die Anlagen zur Energieerzeugung so stark geschädigt, dass die Stromerzeugung eingestellt wurde. Danach übernahm die Gemeinde Sinn die Stromerzeugung der Wilhelmswalze. Zwei kleinere Generatoren wurden eingebaut, die bis heute Strom erzeugen. 2000 wurde die Turbinenanlage verkauft.

Das Turbinenhaus ist Kulturdenkmal. 1992 wurde die Gemeinde Sinn für die vorbildliche Sanierung des Turbinenhauses Wilhelmswalze mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.

Literatur:

Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Kulturdenkmäler in Hessen : Lahn-Dill-Kreis Band I, bearbeitet von Heinz Wionski, 1986, S. 356. Arnscheidt, Die Wilhelmswalze. In: Heimatjahrbuch für das Land an der Dill im Lahn-Dill-Kreis Bd. 45, 2002, S. 97-10. Karl-Heinz Kraetzer u.a., Das Industriedenkmal "Wilhelmswalze", eine beispielhafte Anlage zur regenerativen Energieerzeugung, 1998.