Erste Brunnenhaus mit Hochbehälter
Die erste Wassergewinnungsanlage (Brunnenhaus) von Allendorf/Lahn befand sich am Ende der Obergasse. Schon sehr früh, seit Ende des 19. Jahrhunderts, wurde das Quellwasser von dort in einen Hochbehälter in der Obergasse geleitet, der die Haushalte mit Trinkwasser versorgte. Da aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Häuser in der Obergasse, der Friedhofsstraße, und jenseits des Kleebaches in höheren Lagen gebaut wurden, konnte dieser Hochbehälter die höher gelegenen Gebiete (Ortsteile) nicht mehr versorgen.

Seit Beginn der 1950er Jahre wurde Allendorf/Lahn zudem über den Abwasserverband Kleebachtal an den Hauptsammelkanal der Stadt Gießen angeschlossen, der in die Gießener Kläranlage führte. Das gereinigte Wasser wird der Lahn zugeführt.

Neue Hochbehälter ‚Am Kasimir‘
Die Gemeinde ließ daher 1911 am Kasimir einen neuen Wasserhochbehälter mit dem für die Region typischen Basaltstein-Mauerwerk bauen und am Ende der Untergasse ein Wasserpumpenhaus aus Backsteinen errichten, deren Pumpen das Quellwasser aus dem Brunnenhaus in der Obergasse in den neuen Hochbehälter am Kasimir pumpte.
Anfang der 1970er Jahr entstand das Neubaugebiet ‚Gießener Weg‘. Da dieses Gebiet höher lag als der Wasserbehälter am Kasimir, konnte es nicht mehr mit Trinkwasser aus diesem Behälter versorgt werden.

Wasserversorgung durch die ‚Mittelhessischen Wasserbetriebe‘ (MWB)
Die Gemeinde Allendorf/Lahn stellte daraufhin die Wasserversorgung um und bezog ihr Trinkwasser jetzt über die Fernwasserleitung des Zweckverbands Mittelhessische Wasserbetriebe (MWB). Der Hochbehälter am Kasimir wurde in der Folgezeit nur noch als Druckausgleichsbehälter genutzt.

Seit 2009 ist der Hochbehälter am Kasimir, nach fast 100 Jahren der Nutzung, außer Betrieb genommen worden.

Der alte Hochbehälter in der Obergasse wird heute immer noch genutzt. Zum einen können Landwirte dort Wasser zum Bewässern der Anbauflächen sowie zum Tränken des Viehs holen, zum anderen werden mit dem Wasser die Kneiptretbecken im ‚Allendorfer Zentralpark‘, der Springbrunnen am Brunnenplatz und die Zisterne zum Bewässern des Sportplatzes versorgt.

Das Pumpenhaus am Ende der Obergasse wurde 1971 abgebrochen.

Aufgrund von Plänen, den Hochbehälter abzureißen und stattdessen auf dem Gelände ein Wohnbaugebiet auszuweisen, gab es daraufhin in der Gemeinde Widerspruch. Der Kreisdenkmalpfleger Manfred Blechschmidt und der Ortsvorsteher Thomas Euler setzten sich dafür ein, dass in einem Ortsbeiratsbeschluss am 10. November 2009 bei dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen beantragt wurde, den Hochbehälter am Kasimir unter Denkmalschutz zu stellen.

Erhalt des Hochbehälters ‚Am Kasimir‘ als Kulturdenkmal
2011 wurde das Stollenportal mit umgebender Grundfläche ‚Am Kasimir‘ als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und technischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen. Damit wurde ein wichtiges Zeugnis der örtlichen Wasserversorgung und Kulturgeschichte erhalten.

Am 26. April 2022 beschloss der Ortsbeirat, dass der Hochbehälter, aufgrund seiner günstigen Lage in der Nähe eines Vogelschutzgehölzes und des ‚Allendorfer Wäldchens‘, als Fledermausquartier genutzt werden soll.
Eine Informationstafel mit den zentralen Daten und historischen Fotografien gibt Wanderern und Besuchern Auskunft über die historischen Wasseranlagen in Gießen-Allendorf (Lahn).

Quelle: Thomas Euler

16/10/2024

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