Die Brauerei mit Trinkhalle wurde in den 1840er Jahren von Wilhelm Heyer gegründet. Wilhelm Heyer war ein Enkel des erfolgreichen und wohlhabenden Buchhändlers und Verlegers Georg Friedrich Heyer, mit dessen finanzieller Unterstützung ein Brauhaus, Gär- und Lagerkeller und ein Maschinenhaus entstanden.
Nach einem Konkurs übernahm Friedrich Textor 1863 die Brauerei und erweiterte sie in den 1870er und -80er Jahren um eine Mälzerei, mehrere „Oeconomiegebäude“, weitere Gär-, Lager- und Eiskeller und eine repräsentative spätklassizistische Villa mit Park.
Nach seinem Tod 1892 erwarb der Braumeister Georg Bichler, aus Wädenswil am Zürichsee kommend, die Brauerei. Er brachte den Braubetrieb zunächst auf einen aktuellen technischen Stand, baute eine neue große Mälzerei und Malzdarre. Vor der Brauerei errichtete er eine professionelle Radrennbahn, Tennisplätze und einen Sportplatz. Neben dem Braubetrieb begann er auch einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchwirtschaft und Schweinezucht. 1905 fusionierte er mit der Gießener Actienbrauerei, erweiterte die Kapazität am Unteren Hardthof durch weitere Eiskeller und einen grundlegenden Umbau von Brau- und Maschinenhaus. Die Brauerei erhielt den Namen „Unionbrauerei AG“. Daneben vergrößerte er auch seine Landwirtschaft durch den Kauf des Gutshofes am oberen Hardthof. Nach Krieg und Inflation verkaufte er 1924 seinen Besitz an die Stadt Gießen und kehrte in die Schweiz zurück.
Die Stadt verpachtete das Gelände an die Universität als Versuchsgut. Nach Abrissplänen setzte sich 1976 die „Interessengemeinschaft Unterer Hardthof“ erfolgreich für den Erhalt der Brauerei ein, von 1977 bis in die 1990er Jahre wurden die erhaltenen Gebäude durch neue Eigentümer restauriert und ausgebaut.
Der Verein Unterer Hardthof, in dem sich viele Bewohner und Bewohnerinnen zusammengeschlossen haben, unterhält eine Galerie im ehemaligen Kesselhaus, in der Ausstellungen, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Auch die erhaltenen Kelleranlagen der Brauerei sind gelegentlich Ort künstlerischer Eingriffe.
Der Untere Hardthof ist noch teilweise erhalten und steht wegen seiner „wirtschafts- und technikgeschichtlichen Bedeutung und seinem hohen Erinnerungswert für die Gießener Bevölkerung“ unter Denkmalschutz.
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