Die Eibelshäuser Hütte ist eine sehr alte Eisenhütte in der Gemeinde Eschenburg im Dietzhölztal im nördlichen Lahn-Dill-Kreis. Heute befindet sich auf ihrem Gelände eine Fabrik für Warmwasserspeicher. Die Eisenhütte wurde 1613 von Daniel Heidrich errichtet und bestand aus einem Holzkohleofen und einem Hammerwerk, das seine Energie aus einem Wasserwerk an der Dietzhölze bezog. Nach dem 30-jährigen Krieg verfiel die Hütte. Sie wird erst 1751 wieder aktiviert. Der Oranien-Nassauische Hüttenverwalter Johann Heinrich Jung errichtete 1791 hier den mit 7.80 m höchsten Hochofen im Dillrevier. Die Familie Jung erwarb 11 weitere Hütten, die ab 1883 unter „Hessen-Nassauischer-Hüttenverein“ firmierten sowie eine Vielzahl von Eisengruben. Das Werk produzierte vor allem Öfen, Herde und Zubehör. 1898 wurde das Werk auf koksbetriebene Kupolöfen umgestellt und das Roheisen vom Hochofen in Oberscheld bezogen. Als Folge der Weltwirtschaftskrise fusionierte das Unternehmen 1935 mit Buderus. Nach dem Krieg wurden mit über 1000 Mitarbeitern jährlich ca. 250.000 Öfen produziert. Änderungen in der Verbrauchernachfrage führten zu häufigen Produktionsumstellungen, bis das Werk 2003 von der Bosch AG übernommen wurde und zum zentralen Warmwasserspeicher-Werk ausgebaut wurde.
Das Gebiet zwischen Lahn und Dill ist durch eine auffällige Vielzahl von kleinen und mittelgroßen metallverarbeitenden Betrieben charakterisiert. Ihren Ursprung verdanken sie einer langen Tradition der Erzgewinnung und Metallverarbeitung, die bis in die vorrömische Eisenzeit zurück reicht. Kelten, Chatten und Römer gewannen und verarbeiteten Eisen, Kupfer und andere Metalle. Die Holzkohle aus der waldreichen Region diente als Brennmaterial beim Schmelzprozess. An Wasserläufen entstanden zahlreiche Hochöfen, Hammerwerke und Hüttenbetriebe, u.a. die Eibelshäuser Hütte im Dietzhölztal.
Am 20. Februar 1613 erhielt Daniel Heidrich aus Eibelshausen die Genehmigung des Grafen von Nassau-Dillenburg, eine Eisenhütte zu erbauen. Schon ein halbes Jahr später ging der neue Holzkohlehochofen in Betrieb. Bis weit in den Dreißigjährigen Krieg konnte der Betrieb aufrechterhalten werden, verfiel aber 1635 während einer Pestwelle. Zwar wurde die Hütte nach Kriegsende wieder aufgebaut, aber Angaben über den weiteren Betrieb sind sehr spärlich.
Erst von 1751 sind Produktionsmengen von 13 Tonnen Roheisen pro Woche belegt. In dem inzwischen landesherrlichen Eisenwerk wurden neben Roheisen auch Gusserzeugnisse wie z.B. Ofenplatten hergestellt. 1770 wurde die Hütte neu aufgebaut und 1791 wurde der mit 7,80 m höchste Holzkohlehochofen im Dillrevier errichtet. Hüttenverwalter wurde der Oranien-Nassauische Hüttenverwalter Johann Heinrich Jung aus dem Siegerland. 1816 erfuhr die Hütte nach Verpachtung an ein Konsortium, dem auch Jung angehörte, eine entscheidende Wende. Jung brachte mit eigenem Kapital die Hütte und das ihr angeschlossene Steinbrücker Hammerwerk auf den technisch modernsten Stand. 1845 hatte die Hütte bereits 20 feste Mitarbeiter. Weitere 500 Mann waren mit der Gewinnung und dem Transport der Erze aus eigenen Gruben im Schelderwald und der Anfuhr des Brennholzes beschäftigt.1865 geht das Eibelshäuser Werk endgültig in das Eigentum der Familie Jung über und 1883 wurden alle 11 Werke der Familie Jung in Eibelshausen, Steinbrücken, Biedenkopf und Laasphe zu der Familienaktiengesellschaft „Hessen-Nassauischen Hüttenverein“ zusammengeschlossen.
Die Eibelshäuser Hütte konzentrierte sich auf die Herstellung der unterschiedlichsten Öfen, Herde und Ofenplatten. Andere Gusswaren wurden, neben den obligatorischen Öfen, auf der Amalienhütte in Laasphe, der Ludwigshütte in Biedenkopf und der Neuhütte bei Straßebersbach (heute Ewersbach) produziert. Technisch wurde die Eibelshäuser Hütte weiter verbessert. 1869 wurde ein Dampfmashinengebläse installiert und ab 1890 begann die Umstellung auf den kostengünstigeren Kupolofenbetrieb mit Koksheizung. Kupolöfen sind jedoch nicht mehr in der Lage, Gusseisen aus Erz zu erschmelzen. In ihnen werden Gusswaren durch eine erneute Schmelze von Gießereiroheisen hergestellt. Nach Abschluss der Umstellung auf reinen Gießereibetrieb durch koksbetriebene Kupolöfen endete 1898 eine jahrtausendealte Holzkohlen-Ära.
Da alle Hütten des Hessen-Nassauischen Hüttenvereins eigene Erzgruben im Schelderwald besaßen, entschloss sich das Unternehmen 1904 in Oberscheld einen Kokshochofen zu errichten. Von hier bezog auch die Eibelshäuser Hütte ihr Roheisen. 1908 erhielt die Hütte ein Emaillierwerk. Emaillierte Produkte galten als hygienisch und sehr modern. Im Ofen- und Herdbau konzentrierte man sich auf wenige Grundmodelle. Durch Anbringen von unterschiedlichen gusseisernen oder emaillierten Platten erreichte man viele Modellvariationen. Die Modelle wurden über lange Zeit hinweg angeboten, um den Zeitgeschmack unterschiedlicher Generationen zu befriedigen.
Der Hessen-Nassauische Hüttenverein nahm Ende der 20er Jahre die Modernisierung aller Gießereien in Angriff, geriet aber in der Weltwirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten. So wurde 1932 notgedrungen mit den Buderus’schen Eisenwerken eine Interessengemeinschaft vereinbart. 1935 kam es zur Fusion. Auf der nun zu Buderus gehörenden Eibelshäuser Hütte wurde die Ofenproduktion weiter modernisiert und ausgebaut, denn die Hütte war ein wichtiger Bestandteil des Konzerns.
Nachdem die Hütte während des Krieges Rüstungsgüter produzieren musste, begann man nach Kriegsende mit der Herstellung einfacher und preiswerter Öfen und Herde. Erst nach der Währungsreform von 1948 wurde das Emaillewerk wieder in Betrieb genommen und zunehmend anspruchsvollere Kohleöfen hergestellt. Als in den 60er Jahren weniger Einzelöfen sondern mehr Zentralheizungen nachgefragt wurden, konzentrierte Buderus im Eibelshäuser Werk die zentrale Kohleofenproduktion des Konzerns. 1964 wurde mit 242 181 Öfen die höchste Jahresproduktion bei einer Belegschaft von 1 060 Personen erzielt. Mit der veränderten Nachfrage hin zu Ölöfen und Zentralheizungen musste das Werk in Eibelshausen umgestellt werden, das von 1950 bis 1975 insgesamt 2,5 Millionen Kohleöfen produziert hatte. Ab 1970 wurden Warmluftautomaten und Kombithermengeräte in das Produktionsprogramm aufgenommen und das Werk in den Flugzeugküchenbau der Burger Eisenwerke einbezogen.
Da alle Umstrukturierungen nicht zukunftsträchtig erschienen, errichtete Buderus im Werk Eibelshausen die weltweit erste komplette Fertigungslinie für Flachheizkörper. Hier wurden zum ersten Mal auch eine rechnergestützte Fertigungssteuerung und Auftragsabwicklung in Verbindung mit der Hauptzentrale in Wetzlar realisiert. Noch entscheidender war für das Werk der Beschluss der Konzernleitung, künftig die gesamte Warmwasserspeicherproduktion nach Eibelshausen zu verlegen. Auch die Herstellung von Stahlheizkesseln wurde 1988 zentral nach Eibelshausen verlagert, während die Fertigung von Flachheizkörpern 1994 nach Neukirchen in Sachsen abgegeben wurde.
2003 wurde die Buderus AG von der Robert Bosch GmbH übernommen. Der Standort Eibelshausen wurde ab 2007 für die Fertigung von Warmwasserspeicher und Wärmepumpenspeicher für weitere Marken des Geschäftsbereiches Thermotechnik bestimmt und stufenweise als Leitwerk für Warmwasserspeicher ausgebaut. Dafür wurden 2011 und 2012 rund 12 Millionen Euro investiert. Das heutige Werk Eibelshausen von Bosch Thermotechnik ist ein Beispiel für die gelungene Anpassung eines ursprünglichen heimischen Roheisenproduzenten an den technischen Fortschritt und die veränderte Konsumnachfrage im Laufe der Jahrhunderte.
Heutiger Stand:
Das Werksgelände mit (inzwischen Stillgelegter direkter Anbindung an die Dietzhölztalbahn) erstreckt sich vom Ortsausgang Eibelshausen bis zum Ortseingang Steinbrücken. Heute wie früher ist das Werk ein zentraler Arbeitgeber für die Bewohner der angrenzenden Orte. So finden sich in nahezu jeder Familie Männer die (teilweise über mehrere Generationen hinweg) „zur Hütte“ gingen. Das Werk beschäftigt heute ca. 400 Mitarbeiter. Von der alten Bausubstanz ist nur noch ein dreistöckiges Gebäude aus dem Modernisierungsprozess Anfang der 30er Jahre erhalten. Die halbrunden Sprossenfenster wurden teilweise durch einfache Rechteckfenster ersetzt. Das Gebäude dient als Lager und zu sonstigen wechselhaften Zwecken. Ein Produktionsgebäude aus dem ersten Drittel des 20. Jh. besteht noch. Es hebt sich mit seinen rundbögigen Sprossenfenstern aus der modernen Zweckarchitektur hervor. Einige Fenster sind durch einfache einglasige Rechteckfenster ersetzt worden. Im Untergeschoss ist eine Laderampe mit einem Rolltor eingefügt worden. Daneben existiert nur noch ein Trafohäuschen verm. aus den 20er Jahren.
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