Überreichung des Landesehrenbriefs im Lahn-Marmor-Museum in Villmar (von links): Rudolf Conrads (Vorsitzender Stiftungsbeirat), Hermann Hepp (Vorsitzender Stiftungsvorstand), Johanna und Maximilian Behr, Wolfgang Behr, Landrat Michael Köberle, Franziska Behr und Vereinsvorsitzende Ursula Alban
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Anlagenbetreiber Eduard Windmeier erläutert den Gästen von der THM an der Klinkel'schen Mühle den Wasserzufluss zur Turbine und den gerade aktiven Rechenreiniger (Foto: Technische Hochschule Mittelhessen)


Die Klinkel‘sche Mühle in Gießen erzeugt seit 1954 Energie

24.01.2024
von Manuel Heinrich

Masterkurs der THM besichtigt Wasserkraftanlage im Industriekultur-Denkmal

Einblicke in den Betrieb eines Flusskraftwerks und in die Praxis des Fischschutzes hat eine Gruppe der Technischen Hochschule Mittelhessen bei einer Exkursion zur Wasserkraftanlage (WKA) an der Klinkel‘schen Mühle in Gießen erhalten. Begleitet von Prof. Dr. Burkhard Ziegler vom Fachbereich Maschinenbau und Energietechnik sahen sich Master-Studierende dort in der praktischen Anwendung an, was sie unter anderem in der Vorlesung „Strömungsmaschinen 2“ gelernt hatten.

Eduard Windmeier führte die Gäste über die 1954 fertiggestellte und 2018 weiterentwickelte Anlage, die von Beginn an in Familienbetrieb ist. Das Gießener Oberwehr staut die Lahn an dieser Stelle zu einer mittleren Fallhöhe von zirka zwei Metern auf, die von der WKA genutzt wird. Ein Teil des angestauten Wassers wird durch einen schräg zur Strömung ausgerichteten Horizontalrechen zur Turbine geleitet. Er fungiert zugleich als Leitsystem für Fische, verhindert deren Eindringen in die Turbine und dirigiert sie zum Fischabstieg. Die Fischwanderung kann seit 2007 durch große Fenster im „Lahnfenster” beobachtet werden; das Gebäude wird vom Regierungspräsidium Gießen betrieben.
Treibgut wird mit einem Rechenreiniger über einen Seitenkanal ins Unterwasser abgeleitet.

Die Turbine gibt ihre mechanische Energie an einen Synchrongenerator weiter. Die gewonnene elektrische Energie wird rund um die Uhr ins öffentliche Stromnetz eingespeist und wegen der relativ geringen Leistung von maximal 150 Kilowatt direkt im Stadtviertel zur Netzstabilisierung verwendet. Die moderne zentrale Leittechnik sammelt die notwendigen Betriebs- und Prozessdaten, verarbeitet sie und steuert die gesamte Anlage. Sie ermöglicht auch die Fernwartung der WKA.

Trotzdem sind regelmäßige Kontrollgänge nötig, um vor allem die Anlagenteile zu überwachen, die dem Schutz sowie dem Ab- und Aufstieg der Fische dienen. So wird gewährleistet, dass die „Lahnbewohner“ das Wehr unbeschadet passieren können. Die flussabwärts schwimmenden Fische werden über ein Zählsystem, ein so genannter „Vaki-Counter” erfasst. Die gesammelten Daten dienen als Nachweis für das Funktionieren des Fischabstiegs und werden zur Dokumentation des Wanderverhaltens genutzt.

Die beteiligten Studierenden bewerteten den Ortstermin an der Lahn als attraktive Ergänzung der Lehrveranstaltungen auf dem Gebiet der regenerativen Energiegewinnung.