Wie geht man mit ehemaligen Industrie-Gebäuden um? Eine alternative Nutzung zu finden kann eine Lösung sein, um sie zu erhalten – in den Lagerhallen im alten Postamt in Alsfeld soll das mit Fördermitteln der ländlichen Regionalentwicklung gelingen.
Eine eng anliegende Weste für die haptische Wahrnehmung, eine spezielle Brille für die Rundumdarstellung animierter Bilder, spezielle Kameras, zahlreiche Referenzpunkte, keine Kabel und zwei jeweils 8 x 6 Meter große Spielflächen: In den Lagerhallen im alten Postamt in Alsfeld entsteht zurzeit eine deutschlandweit einzigartige „Locationbased Free-Roaming Virtual-Reality“.
„Das bedeutet, dass die Spieler sich hier fühlen, als würden sie direkt in die virtuelle Welt hineintauchen. Sie bewegen sich vollkommen frei im Raum und Dank hochmoderner Technik und speziellen Kameras landet jede Bewegung des Spielers selbst und auch die seiner Mit- oder Gegenspieler in Echtzeit auf der VR-Brille. Dadurch fühlt sich das Spiel-Erlebnis so real an“, erklärt Torsten Schneider, der gemeinsam mit Florian Schouler die VR-Spiele der US-Firma „Sandbox VR“ nach Alsfeld geholt und sie dort betreiben wird. Die Spieler erleben Abenteuer und müssen Missionen erfüllen. „Diese speziellen und intensiven Angebote gibt es so in Deutschland bisher noch nicht und in ganz Europa lediglich einmal – und zwar in London“, informiert Schneider. Mit Schouler bietet er unter dem Label „Next Level Erlebnisse“ bereits einige moderne und virtuelle Spiele in Alsfeld an.
Knapp 400.000 Euro investieren die Unternehmer in das Vorhaben, in Alsfeld neben Escape-Room, Lasertag oder Wettkämpfen mit Robotern jetzt die „nächste Stufe“ an Aktivitäten in der Freizeitbranche anzubieten. „Das ist ein großer Schritt in Richtung Zukunft im Bereich Freizeitgestaltung und für unseren kleinen Landkreis ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal“, ist sich Wirtschaftsdezernent und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak (CDU) sicher, der nun einen Förderbescheid über 100.000 Euro aus Mitteln der ländlichen Regionalentwicklung an die beiden Unternehmer übergab. Mit der Förderung ist die Schaffung eines neue Arbeits- oder Ausbildungsplatzes verbunden. „Wir hoffen darauf, dass wir im Laufe der Zeit auch vier oder fünf neue Arbeitsplatze schaffen können“, stellt Schneider in Aussicht.
„Ich denke, dass viele Menschen aus ganz Deutschland und sogar aus dem restlichen Europa zu uns kommen werden, um dieses so einzigartige Spiele-Erlebnis auszuprobieren“, meint Dr. Mischak. „Diese werden vermutlich auch nicht nur für einen Tag in unsere Region kommen, sondern gegebenenfalls auch hier übernachten, die Gegend erkunden und noch mehr unternehmen wollen. Es werden somit viele Bereiche bei uns im Vogelbergkreis davon profitieren können.“
Auch könnte der Alsfelder Standort künftig als eine Art Schulungszentrum für weitere Sandbox-Niederlassungen in Europa dienen, führt Schneider weiter aus. „So könnten die Betreiber weiterer Standorte zu uns kommen und lernen, wie alles aufgebaut und betrieben wird.“
Etwa ab Mitte Oktober sollen die virtuellen Welten in den Lagerhallen im alten Postamt in Alsfeld zu bespielen sein.